Trotz vielfacher Förderung und Thematisierung des Themas, ist der Anteil von Frauen in technischen Berufen nach wie vor gering. Der NEFI-Innovationsverbund holt daher am internationalen Frauentag erfolgreiche Technikerinnen vor den Vorhang, die NEFI-Projekte leiten und/oder mit ihrem Know-how und Engagement die Dekarbonisierung der Industrie vorantreiben.
In der Woche des Weltfrauentages stellen wir sechs Role Models aus dem NEFI-Innovationsverbund näher vor, um den selbstverständlichen Umgang dieser Frauen mit einer technischen Berufslaufbahn aufzuzeigen. Vorbilder sind wichtig, um auch für die nachfolgenden Generationen Lust und Interesse auf eine Technikkarriere zu schaffen.
Daher: Vorhang auf für die NEFI-Power-Frauen
Maedeh Rahnama absolvierte einen Master in Maschinenbau und ist seit 2018 als wissenschaftliche Projektmitarbeiterin und seit 2019 als Doktorandin am Lehrstuhl für Energieverbundtechnik (EVT) an der Montanuniversität Leoben beschäftigt. In der aktuellen Arbeit am EVT untersucht sie Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz, Emissionsreduktion und Förderung der Klimaneutralität in österreichischen Industriellen Teilsektoren. Ihre Forschung konzentriert sich insbesondere auf energieintensive Industriesektoren, einschließlich Eisen und Stahl, Chemie und Petrochemie, Zellstoff und Papier sowie Zementherstellung. Als Teil des NEFI_Lab-Teams arbeitet sie gemeinsam mit Kolleg*innen an der Entwicklung von Dekarbonisierungsszenarien für die österreichische Industrie.
Wir haben Frau Rahnama gefragt, weshalb die Energiewende für sie so wichtig ist?
„Die Energiewende ist für mich ein wichtiges Thema, da sie erhebliche Auswirkungen auf das Klima, die Gesundheit, die Energiesicherheit und die Wirtschaft hat. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, ist es entscheidend, von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare und nachhaltigere Energiequellen umzusteigen. Erst diese Umstellung führt zur Verringerung der Treibhausgasemissionen und zu einer gesunden und wohlhabenden Zukunft für die heutigen und künftigen Generationen.“
Valerie Rodin studierte im Bachelor und Master Öko-Energietechnik an der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels. Im Jahr 2017 schloss sie ihr Masterstudium mit dem Schwerpunkt Solarenergie ab. Für ihre Bachelor- und Masterarbeiten arbeitete sie in Deutschland am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg/Breisgau und an der Australian National University (ANU) in Canberra, Australien. Seit 2018 arbeitet sie in der Abteilung Energietechnik am Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz in einem interdisziplinären Team als wissenschaftliche Mitarbeiter.
Sie ist an mehreren NEFI-Projekten wie „Heat Highway“ und „Industrial Microgrids“ mit den thematischen Schwerpunkten Entwicklung von industrieller Energiekooperation, industrieller Symbiose und Abwärmeintegration beteiligt. Darüber hinaus arbeitet sie als externe Doktorandin am Institut für Chemische Technologie Organischer Materialien (CTO) der JKU Linz an Bewertungsmethoden von CCU-Prozessen im Kontext von Kreislaufwirtschaft und industrieller Symbiose.
Wir haben Frau Rodin gefragt, weshalb die Energiewende für sie so wichtig ist?
„Als Kind wurde mir immer gesagt, dass wir die Dinge nicht selbst besitzen, sondern sie für die Zukunft bewahren. Heute müssen viele Erwachsene von den Jungen an ihre Verantwortung erinnert werden. Von außen steht die Welt gerade Kopf! Aber es gibt einen Wandel, und ich sehe das in meiner täglichen Arbeit mit Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft: Sie wollen die Dinge zum Besseren verändern, für ihre Kinder, für sich selbst. Daher bin ich stolz, Teil dieses Prozesses zu sein.“
Verena Alton absolvierte ihren Bachelor in Mathematik an der Universität Wien, aktuell macht sie ihr Masterstudium in Computational Science. Schon während des Bachelorstudiums sammelte sie in zwei FemTech Praktika Erfahrungen im Center for Energy des AIT Austrian Institute of Technology und ist dort seit Mai 2022 als Technician angestellt. Im Projekt NEFI_Lab modellierte sie mithilfe der Ergebnisse anderer NEFI-Projekte verschiedene Zukunftsszenarien zur Dekarbonisierung der österreichischen Industrie.
Wir haben Frau Alton gefragt, weshalb die Energiewende für sie so wichtig ist?
„Um die Klimakatastrophe einzudämmen und auch den nächsten Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen. Ganz wesentlich ist die Energiewende in der Industrie. In meiner Arbeit kombiniere ich verschiedene innovative Ansätze und modelliere so einen Leitfaden für die weitere Entwicklung. Damit wird ein möglichst schneller und effizienter Weg zur Dekarbonisierung aufgezeigt, der die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der österreichischen Industrie fördert.“
Jana Reiter studierte theoretische und computerorientierte Physik an der Universität Graz.
Von 2017-2021 absolvierte sie ihr Doktoratsstudium am Institut für Mathematik und wissenschaftliches Rechnen der Universität Graz mit Fokus auf Modellierung und Simulation biomedizinischer Anwendungen mithilfe von High-performance Computing-Methoden. Seit 2021 arbeitet sie am AEE Intec - im Institut für Nachhaltige Technologien im Bereich Industrielle Systeme mit dem Schwerpunkt auf der Digitalisierung zur Dekarbonisierung industrieller Energiesysteme. Sie ist interne Projektmanagerin des NEFI-Projekts DSM_Opt und arbeitet an computer-gestütztem Lastmanagement, Energiebedarfsprognosen und Systemanalysen mit Hilfe von Methoden des maschinellen Lernens.
Wir haben Frau Reiter gefragt, weshalb die Energiewende für sie so wichtig ist?
„Für mich war immer schon klar, dass ich beruflich etwas machen möchte, was einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet – etwas, was dazu beiträgt, die Welt ein wenig besser zu machen. Nachdem ich im Rahmen meines Physikstudiums meine große Passion für die Wissenschaft entdeckt hatte, war ich auf der Suche nach einer sinnvollen Anwendung für meine erworbenen Kenntnisse. Beim AEE INTEC fand ich zu meinem jetzigen Forschungsthema, der Dekarbonisierung der Industrie mittels Computer-orientierter Methoden. Das ist der perfekte Weg, einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ich bin stolz, ein Teil der Lösung zu sein und mit meiner Forschung die Energiewende zu unterstützen.“
Edith Haslinger promovierte 2004 an der Universität für Bodenkultur Wien am Institut für Angewandte Geologie in den Fächern Mineralogie, Geochemie und Petrologie. Forschungsaufenthalte an der Mid Sweden University Sundsvall (Diplomstudium) und am Natural History Museum London (Dissertation) ergänzten ihre Ausbildung. Nach ihrer Lehrtätigkeit als Assistentin an der Universität für Bodenkultur arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Umweltbundesamt Wien GmbH, Abteilung Grundwasser. Danach folgte eine Anstellung an der Geologischen Bundesanstalt, als Projektleiterin in der FA Geochemie und FA Rohstoffgeologie. Seit 2009 ist Edith Haslinger am AIT Austrian Institute of Technologie als Projektleiterin im Bereich Geothermie tätig, 2020 absolvierte sie das Hearing zum Senior Scientist.
Edith Haslinger leitete seit September 2018 das NEFI Projekt SANBA – Smart Anergy Quarter Baden, welches innovative Möglichkeiten für die dezentrale Energieversorgung auf Quartiersebene eröffnet hat. Seit Herbst 2022 ist sie Projektleiterin eines neuen NEFI Forschungsprojektes CASCADE, welches darauf abzielt, tiefe und oberflächennahe geothermische Ressourcen in drei Gebieten in Oberösterreich – Steyr, Gmunden und St. Martin im Mühlkreis – zu analysieren, um die Machbarkeit einer Wärmebereitstellung für die beteiligten Industriepartner (Gmundner Molkerei und Brauerei Hofstetten) sowie für die Fernwärmenetze der beiden Gemeinden Steyr und Gmunden zu untersuchen.
Edith Haslinger sieht die Geothermie als wichtigen Baustein der Wärmewende und für die Umsetzung eines integrierten Energiesystems. Daher steht für sie die Weiterentwicklung hoher methodischer Kompetenz in den Bereichen der Materialcharakterisierung und bei Experimenten mit Fokus auf Korrosion und thermische Simulation für alle geothermischen Fragestellungen im Mittelpunkt. Der Mutter von zwei Töchtern im Alter von 7 und 11 Jahren ist es besonders wichtig, die Neugierde und Faszination für die Energieforschung schon bei Kindern zu fördern.
Wir haben Frau Haslinger gefragt, weshalb die Energiewende für sie so wichtig ist?
„Die Energiewende ist einer der größten Transformationen unserer Zeit. Ich finde es sehr spannend, dass ich mit der angewandten Forschung im Bereich Geothermie dazu beitrage, die Wärmewende voranzutreiben. Meine Begeisterung für Energiethemen gebe ich gerne an junge Leute und speziell an junge Mädchen und Frauen weiter.“
Veronika Wilk ist Senior Research Engineer und Thematische Koordinatorin im Center for Energy des AIT Austrian Institute of Technology. Sie leitet den Bereich Energieeffizienz in der Industrie und forscht, wie Industriebetriebe mit energieintensiven Prozessen dekarbonisiert produzieren können. Veronika Wilk hat Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Wien studiert und 2013 ihre Dissertation auf dem Gebiet der Energieverfahrenstechnik abgeschlossen.
Seit Dezember 2022 ist sie Projektleiterin eines neuen NEFI-Forschungsprojektes. Hier wird erstmals eine Wärmepumpe zur Dampferzeugung mit 11 bar und 184°C an einem der größten Takeda-Arzneimittelproduktionsstandorte in Wien demonstriert. Dabei werden die CO₂ Emissionen um bis zu 90 % reduziert und über sieben Monate völlige CO₂-Emissionsfreiheit pro Jahr an diesem Standort erreicht, was einer Einsparung von 1.900 Tonnen CO₂ pro Jahr entspricht. Dieses technologische Vorzeigeprojekt trägt zur führenden Rolle Österreichs in der Hochtemperatur-Wärmepumpenforschung bei und soll als Praxisbeispiel für die pharmazeutische Industrie und auch für andere Branchen dienen, die ihre Prozesse CO₂-frei gestalten möchten.
Wir haben Frau Wilk gefragt, weshalb die Energiewende für sie so wichtig ist?
„Die Energiewende ist wichtig für mich, weil wir dadurch klimafreundlicher und nachhaltiger leben können. Ich beschäftige mich daher mit Energieeffizienz in der Industrie und dabei vor allem mit Wärmepumpen, die aus Abwärme wieder nutzbare Prozesswärme machen. Demonstrationsprojekte sind dabei besonders wichtig, um Theorie in der Praxis zu erproben. Das ist ein spannender Teil meiner Arbeit.“