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Rückblick: NEFI Technology Talk/Workshop „Flexibilisierung der Industrie und Bereitstellung von Redispatch“

Kategorie:
  • News
von Oxana Schmidt

Am 26. Februar 2025 fand im Rahmen der IEWT der NEFI Technology Talk/Workshop zum Thema Flexibilisierung der Industrie und Bereitstellung von Redispatch statt. Die Transformation der Industrie in Richtung Klimaneutralität erfordert technologische Innovationen, die sowohl die Integration erneuerbarer Energien ermöglichen als auch die Netzstabilität gewährleisten. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Flexibilisierung industrieller Prozesse, um die Stromversorgung effizienter und resilienter zu gestalten. Der Workshop bot eine Plattform für den Austausch zwischen Industrie, Forschung und Netzbetreibern und beleuchtete die Frage, wie Industriebetriebe aktiv zur Bereitstellung von Redispatch-Maßnahmen beitragen können. Dabei wurden technologische und systemische Lösungen vorgestellt, mit denen Automatisierungslösungen eine nachhaltige Alternative zu fossilen Kraftwerken schaffen können.

Einblicke aus dem Forschungsprojekt Industry4Redispatch (I4RD)

Ein Highlight des Workshops war die Präsentation der neuesten Erkenntnisse aus dem NEFI-Forschungsprojekt Industry4Redispatch (I4RD). Das Projekt untersucht, wie industrielle Prozesse automatisiert werden können, um Stromflüsse im Netz gezielt zu steuern und Überlastungen zu vermeiden. Während diese Aufgaben bislang manuell mit konventionellen Kraftwerken bewältigt wurden, eröffnet die Integration industrieller Flexibilität neue, zukunftsfähige Möglichkeiten.

In drei Fachvorträgen wurden spannende Einblicke in die Projektergebnisse von I4RD vorgestellt und anschließend in interaktiven Workshopgruppen vertieft. Themenschwerpunkte der Präsentationen waren:

  • Anforderungen an Redispatch für verteilte Flexibilität
  • Eine Guideline zur Flexibilisierung industrieller Prozesse
  • Methoden und Ergebnisse zur Optimierung der TSO-DSO-Interaktion

Ein interaktives Mentimeter-Tool ermöglichte den Teilnehmer*innen zudem, ihre Einschätzungen und Ideen aktiv in die Diskussion einzubringen.

Erkenntnisse aus den Workshop-Gruppen

Industrieprozesse – Chancen und Herausforderungen

  • Datengetriebene Modelle sind essenziell, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, um Flexibilität effizient nutzbar zu machen.
  • Eine Automatisierung des Redispatch-Abruf-Prozesses wird als Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Integration industrieller Flexibilität angesehen.
  • Es besteht Aufklärungsbedarf: Viele Unternehmen benötigen praxisnahe Informationsmaterialien, um die Komplexität des Themas besser zu erfassen.
  • Interne Treiber in Unternehmen spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung. Gleichzeitig stellt die soziale Komponente eine Herausforderung dar, da Veränderungen oft auf Widerstände stoßen.
  • Attraktivität von Redispatchbereitstellung im Vergleich zu anderen Märkten wurde diskutiert.

TSO-DSO-Interaktion – Koordination zwischen Netzebenen

  • Die Gruppe diskutierte über Herausforderungen der Netzsicherheitsrechnung und den Ablauf der geplanten Demonstrationsphase.
  • Eine zentrale Frage war die Datenintegration und die mögliche Rolle des DSOs als Gatekeeper für verschiedene Marktgebote.
  • Auch variabel gestaltete Netzentgelte wurden als potenzielle Lösung betrachtet, um Lasten gezielt zu steuern und das Netz zu entlasten.

Redispatch-Prozess – Optimierungspotenzial

  • Die Teilnehmenden vertieften die zuvor präsentierten Projektergebnisse und diskutierten die praktische Umsetzung des angepassten Redispatch-Prozesses.
  • Offene Fragen konnten dabei direkt geklärt werden.

Mentimeter-Umfrage – Meinungen und Wissensstand der Teilnehmenden

Die interaktive Umfrage bot wertvolle Einblicke in die Zusammensetzung und das Fachwissen der 30 Teilnehmenden. Die Mehrheit stammte aus der Forschung, gefolgt von Vertreter*innen des Netzbetriebs, der Energieversorgungsunternehmen und der Industrie. Beim Thema Redispatch schätzten die meisten ihr Wissen als ausreichend ein, während sich viele in der Thematik der TSO-DSO-Interaktion weniger gut auskannten. Bei der industriellen Flexibilität waren die Antworten ausgeglichener verteilt. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung der Verabschiedung des ELWG, die von 15 Teilnehmenden als sehr wichtig und von weiteren neun als wichtig für ihr Unternehmen eingestuft wurde.

Zukunftsfragen & Forschungsbedarf

  • Skalierbarkeit industrieller Flexibilität für kleinere Einheiten
  • Robustheit von Automatisierungs- und Optimierungsalgorithmen
  • Weiterentwicklung der TSO-DSO-Interaktion zur aktiven Nutzung industrieller Flexibilität
  • Transparenz bei der Auswahl von Flexibilitätsgeboten

Fazit & Ausblick

Der Workshop bot eine wertvolle Gelegenheit, zentrale Herausforderungen und Lösungen für die Flexibilisierung der Industrie und deren Einbindung in den Redispatch-Prozess zu diskutieren. Besonders deutlich wurde, dass Automatisierung, transparente Rahmenbedingungen und gezielte Anreize entscheidend für die erfolgreiche Integration industrieller Flexibilität sind.

Wir danken allen Referent*innen und allen Teilnehmer*innen für ihre engagierten Beiträge und freuen uns auf den weiteren Austausch zur Umsetzung innovativer Lösungen in der industriellen Energiewende!

Weitere Informationen zum Projekt I4RD finden Sie hier und die Poster des Workshops sind hier zu finden.