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GreenBricks: wienerberger nimmt Europas „grünste“ Ziegelproduktion in Uttendorf in Betrieb

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  • News
von Oxana Schmidt
  • Starke Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung ermöglicht die Umsetzung von richtungsweisenden Demonstrationsprojekten wie GreenBricks
  • Nach 24 Monaten Umbau wurde am 28. November 2024 im wienerberger-Werk Uttendorf der Startschuss für die nachhaltigste Ziegelproduktion innerhalb der wienerberger-Gruppe gegeben.
  • Durch den Einsatz des weltweit größten industriellen Elektroofens werden am Demo-Standort die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent reduziert.

Als absoluter Vorreiter in Sachen Energieeffizienz und Reduktion von CO2-Emissionen hat wienerberger im oberösterreichischen Werk Uttendorf die nachhaltigste Ziegelproduktion Europas errichtet. Am Standort wurde der Gasofen durch den ersten industriellen Elektroofen für Hintermauerziegel ersetzt – betrieben mit Ökostrom u.a. aus der eigenen PV-Anlage. Dadurch reduziert sich die CO2-Bilanz bei der Produktion um nahezu 90 Prozent. Das entspricht einer Reduktion von bis zu 7.340 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr – vergleichbar mit einer jährlichen Fahrstrecke von 600 Erdumrundungen mit dem Auto.

Johann Marchner, Country Managing Director von wienerberger Österreich: „Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme des Elektroofens haben wir einen echten Meilenstein für eine nachhaltige Ziegelproduktion erreicht. Die umfangreichen Umbaumaßnahmen zeigen, dass wienerberger fest entschlossen ist, bedeutende Schritte für den Klimaschutz zu gehen und langfristig in Österreich als wichtigen Wirtschaftsstandort zu investieren. Mein Dank gilt allen Beteiligten, die zur erfolgreichen Umsetzung des "GreenBricks" Projekts beigetragen haben – ich freue mich sehr über die Eröffnung unseres ‚grünsten‘ Produktionsstandortes.“

Uttendorf als internationales Vorzeigewerk

Seit 1987 in Besitz von wienerberger, hat sich das Werk im oberösterreichischen Uttendorf als weltweiter Demo-Standort etabliert, an dem der Ziegelhersteller bahnbrechende Technologien im Live-Betrieb testet. Bereits 2019 wurde hier erstmals eine industrielle Hochtemperatur-Wärmepumpe für Trocknungsprozesse erfolgreich eingesetzt.

Ab Frühjahr 2022 erfolgte im Rahmen des NEFI-Projekts „GreenBricks“ – das vom Klima- und Energiefonds im Rahmen der FTI-Initiative „Vorzeigeregion Energie“ gefördert wird – der schrittweise Austausch des Gasofens durch den ersten industriellen Elektroofen in Zusammenarbeit mit dem AIT Austrian Institute of Technology (AIT). Zusätzlich wurden eine neue Halle für die Sägespanaufbereitung sowie drei neue Wärmepumpen installiert. Anstelle von Ofenwagen werden die nahezu klimaneutralen Wandziegel ab sofort mit AGVs (Automatic Guided Vehicles) transportiert. Die gesamte elektrische Infrastruktur und weite Teile der Tonaufbereitung wurden ebenfalls modernisiert.

Andreas Kugi, Scientific Director des AIT: „Die erfolgreiche Realisierung des NEFI-Projekts "GreenBricks" zeigt, wie entscheidend die enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung sowie der Einsatz neuer Technologien für die Zukunft der Produktion sind. Durch innovative digitale Planungs- und Simulationswerkzeuge konnten wir die Ziegelproduktion am Standort Uttendorf nicht nur nachhaltiger, sondern auch effizienter gestalten. Solche Projekte verdeutlichen, dass Digitalisierung und virtuelle Planung ein Schlüssel für die Dekarbonisierung und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sind.“

Starke Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung als Grundlage für innovative Demonstrationsprojekte

Die langjährige Kooperation zwischen dem AIT und Wienerberger Österreich nahm ihren Anfang in Uttendorf. Dort wurde beispielsweise im Rahmen des EU-Projekts DryFiciency erstmals erfolgreich eine industrielle Hochtemperatur-Wärmepumpe für Trocknungsprozesse eingesetzt – ein wegweisendes Beispiel für technologische Innovation.

Mit dem NEFI-Projekt „GreenBricks“ wurde diese Partnerschaft intensiviert und auf ein neues Niveau gehoben. Der Standort Uttendorf wurde vollständig neu geplant, modernisiert und konsequent auf Dekarbonisierung ausgerichtet. Ein zentraler Meilenstein ist der weltweit größte industrielle Elektroofen für die Ziegelproduktion, der den industriellen Energiebedarf nachhaltig verändert.

Durch das Innovationsnetzwerk NEFI – New Energy for Industry wird die enge Verzahnung von Forschung und Praxis möglicht. Das NEFI-Netzwerk schafft ideale Rahmenbedingungen, um neue Technologien direkt in Unternehmen zu erproben und schnell in die Umsetzung zu bringen.

Innovatives Energiekonzept für die Wienerberger Ziegelfabrik in Uttendorf/Oberösterreich

Der Werksumbau wurde konsequent mit digitalen Werkzeugen, die von Expert*innen des Center for Energy am AIT entwickelte wurden, geplant. Rund um den neuen Elektroofen wurden damit Berechnungen simuliert und Prozesse im Sinne des Klimaschutzes digital optimiert. Die Tools werden darüber hinaus in der laufenden Produktion als digitale Zwillinge eingesetzt. So können veränderte Rahmenbedingungen im Herstellungsprozess von Ziegeln und deren Auswirkungen auf den Betrieb im Zusammenspiel zwischen Trockner, Wärmepumpen und Elektroofen entsprechend vorhergesagt und berücksichtigt werden.

Wärmepumpen steigern die Energieeffizienz des Trocknungsprozesses, indem sie industrielle Abwärme des Tunneltrockners in nutzbare Energie umwandeln und in den Prozess zurückführen. „Wärmepumpen sind für viele Trocknungsprozesse eine echte Alternative zu herkömmlichen Gasbrennern und können in vielen Industriesektoren, von Papier, Lebensmittel und Getränken, über Textilien und diverse chemische Industriezweige, eingesetzt und in bestehende Anlagen integriert werden“, erklärt Tilman Barz, wissenschaftlicher Koordinator des GreenBricks-Projekts und Senior Scientist am Center for Energy des AIT.

Elektrifizierung von Industrieöfen als Technologiesprung für die Dekarbonisierung

Die Elektrifizierung von bisher gasbefeuerten Industrieöfen bedeutet einen signifikaten Technologiesprung und ist mit vielen technischen Herausforderungen und Anpassungen auf Prozessebene verbunden. „Durch den Einsatz neuartiger digitaler Tools, innovativer, virtueller Planungsmethoden und detaillierter Analysen von Hochtemperatur-Wärmeprozessen bis 950°C wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, die konventionelle Brenntechnologie mit einem grünen Elektrofen bei gleichbleibender Kapazität und Qualität zu ersetzen,“ erläutert Barz.

Aktuell befindet sich das Werk im Testbetrieb und wird mit einer Produktionskapazität von 270 Tonnen Ziegel pro Tag evaluiert. Unter der Werksleitung von Gerhard Pichler sorgen 16 Mitarbeiter für den reibungslosen Ablauf am Standort. Ab 2025 wird das grünste Ziegelwerk Europas in Regelbetrieb gehen.

Weitere Infos zum Projekt finden Sie unter: GreenBricks – Die CO₂-neutrale Ziegelei - NEFI und GreenBricks in Uttendorf.