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Dekarboni­sierungs­­szenarien

NEFI Dekarbonisierungsszenarien

Die NEFI Dekarbonisierungsszenarien geben Impulse, an welchen Stellen in der österreichischen Industrielandschaft Projekte platziert werden sollten und welche Strategien und Maßnahmen zur Dekarbonisierung des industriellen Energiesystems ergriffen werden könnten.
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Studie Transform Industry

Im Projekt transform.industry wurden realistische, Szenarien-basierte Transformationspfade für die Klimaneutralität der österreichischen Industrie im Jahr 2040 entwickelt und innovationspolitische Handlungsempfehlungen abgeleitet.
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Schematische Darstellung der Dekarbonisierungsszenarien

„Business-As-Usual“ (BAU)

Das Trendszenario „BAU“ zeichnet sich durch eine weitgehende Fortführung aktueller Trends und Technologien im Betrachtungszeitraum bis 2050 aus. Daraus werden in weiterer Folge die Entwicklung der CO₂-Emissionen und des industriellen Gesamtenergiebedarfs je nach Sektor abgeleitet. Mehr erfahren >

„Pathway of Industry“ (POI)

Das Szenario „POI“ geht aus einem eng abgestimmten Dialog mit Vertreter:innen aus Leitbetrieben der industriellen Subsektoren hervor und bildet eine regelmäßig aktualisierte Selbsteinschätzung der Industrie bis zum Jahr 2030 ab. Anhand von kurz- bis mittelfristig verfügbaren „Best Available Technologies“ sowie „Breakthrough Technologies“ wird diese Einschätzung in der Folge bis 2050 extrapoliert. Die Industrieperspektive, die das Szenario „POI“ abbildet, ermöglicht es, im Vergleich mit dem gewünschten Dekarbonisierungspfad (Szenario „ZEM“) jene techno-ökonomischen bzw. regulatorischen Hürden zu identifizieren und zu quantifizieren. Diese müssen überwunden werden, um die industrielle Energiewende in Österreich umsetzen zu können. Mehr erfahren >

„Zero Emissions“ (ZEM)

Das Szenario ZEM repräsentiert umfangreiche und ambitionierte Maßnahmen, mithilfe derer eine vollständige Dekarbonisierung des industriellen Energiesystems bis 2050 möglich ist. Mittels „Backcasting“ wird ein möglicher Transformationspfad für die österreichische Industrie aufgezeigt, wobei neben technologischen, auch sozio-ökonomische und infrastrukturelle Parameter miteinbezogen werden. Mehr erfahren >

Methodik

Ausgehend vom „Business as Usual“ Szenario wird der von der Industrie angestrebte Weg im „Pathway of Industry“ mit dem normativen „Net Zero Emissions“ (im Jahr 2050) verglichen.

Die Basis bilden Produktionstechnologien der jeweiligen Industriebranchen und
vier technologische Hebel:
- Einsatz & Verfügbarkeit von erneuerbaren Gasen
- Elektrifizierung und Energieeffizienz
- Carbon Capture
- Kreislaufwirtschaft

Business as usual

Das Szenario Business-as-usual (BAU) dient als Referenzszenario auf Basis einer Extrapolation historischer Trends und Prognosen der wirtschaftlichen Entwicklung.

Pathway of industry

Das Szenario Pathway-of-Industry (POI) bildet aktuelle industrielle Transformationspläne ab, die von Vertreter:innen führender industrieller Interessengruppen für den Zeitrahmen bis 2030 angekündigt wurden.

Zero Emissions

Das Szenario Zero-Emission (ZEM) zeigt einen Pfad zur vollständigen Klimaneutralität des industriellen Energiesystems in Österreich bis 2050 mittels umfangreicher und ambitionierter Maßnahmen dar.

Vergleich der Ergebnisse

Die drei Szenarien untersuchen unter der Annahme der Fortschreibung der wirtschaftlichen Entwicklung den zukünftigen Energiebedarf. Gemeinsam ist den Übergangsszenarien POI und ZEM vor allem der Austausch von Energieträgern und der Einsatz von Wärmepumpen.

In beiden Übergangsszenarien wird ein Biomassebedarf von etwa 35 bis 40 TWh berechnet, während die Trendfortschreibung im Szenario BAU etwa 21 TWh/a erreicht.

Für die industrielle Klimaneutralität sind in beiden Szenarien, POI und ZEM, ca. 50 TWh Strom für Endenergieanwendungen notwendig. Neben den allgemeinen Elektrifizierungsbestrebungen, wie zum Beispiel der Einsatz von Wärmepumpen, wird die Stromnachfrage vor allem durch die Umstellung emissionsintensiver Sektoren, wie Eisen- und Stahlproduktion, getrieben. In diesen Sektoren ist die Einführung von elektrischen Lichtbogenöfen und Anlagen zur Kohlenstoffabscheidung für einen erheblichen Bedarf an elektrischer Endenergie verantwortlich. Berücksichtigt man den möglichen zusätzlichen Strombedarf für die Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse, so steigt der Gesamtstrombedarf für die industrielle Produktion in Österreich auf etwa 116 TWh/a.

In beiden Szenarien, POI und ZEM, dient der chemische und petrochemische Sektor als notwendige CO₂-Senke, um die verbleibenden Treibhausgasemissionen der österreichischen verarbeitenden Industrie zu reduzieren. Dominierend ist hierbei die Senke für schwer abbaubares CO₂ aus dem Sektor der nichtmetallischen Mineralien. Insgesamt werden im chemischen und petrochemischen Sektor netto bis zu 5 Mio. t CO₂ absorbiert.

Im Gassektor ist ein unterschiedlicher Einsatz von Technologien zwischen den Szenarien POI und ZEM zu beobachten. Im POI setzen die Industrievertreter:innen stärker auf methan- und biomassebasierte Technologien, während die ZEM-Ergebnisse wasserstoffbasierte Technologien betonen.

Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen

  • Der größte Hebel für Klimaneutralität in der österreichischen Industrie liegt in der günstigen Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom und Gas.
  • Individuelle, abgestimmte Implementierungs- und Skalierungskonzepte für die verfügbaren grünen Technologien sind erforderlich.
  • Forschung, Entwicklung und Demonstration sind die Schlüssel zu einer schnellen Umsetzung neuer Technologien in der Industrie. Die Anstrengungen in diesen Bereichen müssen verstärkt und beschleunigt werden.
  • Die heimische Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen muss für die vorgestellten Szenarien über die für 2030 gesetzten Ziele hinaus gesteigert werden.
  • Importstrategien, insbesondere für CO₂-neutrale Gase und deren Derivate, müssen entwickelt werden.
  • Die Energieinfrastruktur ist essentiell um die Klimaneutralität zu ermöglichen. Dazu gehören adäquate Strom- und Gasnetzkapazitäten (inkl. Wasserstoff bzw. dessen Derivate) sowohl für den inländischen als auch für den grenzüberschreitenden Transport.

Identifizierte „No-Regret“ Technologien:

  • Verbesserung der Energieeffizienz und emissionsarme Elektrifizierung

  • Brennstoffumstellung auf CO₂-neutrale Gase oder Biomasse

  • Technologien zur Kohlenstoffabscheidung (CCU/S)

  • Vermehrter Einsatz von Kreislaufwirtschaft zur Steigerung der Materialeffizienz